Montag, 7. Mai 2012

Lebenswerk - Wie ein Mann sein Versprechen hielt

1961 war eine Art Schicksalsjahr für Justo Gallego Martínez. Nach acht Jahren im Kloster wollte er Mönch werden, durfte aber nicht. Man warf ihn aufgrund einer Tuberkuloserkrankung raus, bevor er das übliche Gelübde ablegen konnte.

In einem vom Bürgerkrieg zerrütteten Spanien, ohne Anspruch auf medizinische Versorgung und mit einer abgebrochenen Schulausbildung legte der junge Mann ein Versprechen ab: Er würde Gott eine Kathedrale bauen, sollte er wieder gesund werden.

Ich weiß nicht wie ernst er das in seiner Verzweiflung gemeint hat, aber Gott schien es ernst mit ihm zu meinen. Noch im selben Jahr wurde der junge Ex-Fast-Mönch gesund. Und er fing an eine Kathedrale zu bauen. Alleine.

Heute, im Jahr 2012, sieht sein Werk so aus:



Mit allen möglichen wiederverwendeten Materialien und ohne Bauplan legte der heute 87-jährige Mann auf dem Grundstück seiner Familie los. Er fing jeden Tag um 4 Uhr morgens an und arbeitete bis in die Nacht. Er nahm Pappe, eine Ziegelfabrik schenkte ihm Ziegel und Zement, irgendwann haben ihn Menschen durch Spenden unterstützt. Einige aus seinem Dorf erklärten ihn für verrückt, einigen gefiel die Idee. Immer mehr Menschen kamen so in den unbekannten Ort "Mejorada del Campo" und wollten die Kathedrale besichtigen.

Den Segen der katholischen Kirche erhielt er übrigens nie. Auch eine Baugenehmigung der örtlichen Behörden hat er nie beantragt. Man ließ den "verrückten Mönch" gewähren. Und heute kann man sein Bauwerk begehen und sich alles anschauen. Es ist eine Baustelle, das Dach fehlt zum Beispiel noch. Dennoch bekommt man auf dem Weg durch die Kathedrale den Mund kaum zu. Mit liebveoller Detailarbeit hat Justo kleine Fenster aus bunten Scherben gebastelt. An den Pfeilern kann man noch nachvollziehen wie sie errichtet wurden. Natürlich hat er einige Helfer, und "ab und zu helfen meine Neffen", erzählt er. Und auch wenn alles zusammengezimmert aussieht, Justos Kathedrale hat ihren ganz besonderen Charme.

Man verlässt die Kathedrale mit der beeindruckenden Erkenntnis, was doch ein Mensch in seinem Leben alles auf die Beine stellen kann. Bei manchen sind es gewaltige Excel-Dokumente. Bei anderen eine noch gewaltigere Kathedrale.

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